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Kreuzabnahme Jesu - Beschaulicher Zweig

Auslegung zu Psalm 130 (129 De profundis - Aus der Tiefe Vers 1)

De profundis clamavi ad te Domine * Domine exaudi vocem meam.
Aus der Tiefe rufe ich Herr, zu Dir * Herr, höre meine Stimme!

In Jerusalem unter der Kirche St. Peter in gallcantu (= Hahnenschrei) ist eine tiefe Zisterne, die als Gefängnis diente. Nach Meinung der Passionisten - Patres, die dort Ausgrabungen machten, deuten diese darauf hin, daß hier das Haus des Hohenpriesters gewesen ist, wo Jesus nach seiner Verhaftung am Ölberg in der Nacht zum Karfreitag gebracht wurde. Diese Zisterne könnte dann auch der Ort gewesen sein, an dem Jesus bis zur förmlichen Verurteilung durch den Hohen Rat am Freitagmorgen gefangengehalten wurde.

Jedenfalls bezeugt uns die Hl. Schrift, daß der Prophet Jeremias seiner Zeit als Gefangener der Jerusalemer Behörden in eine solche Zisterne geworfen wurde. (vergl. Jer 38,1-11). Auch den ägyptischen Joseph hielten seine Brüder in einer Zisterne gefangen bis zum Verkauf an vorbeiziehende midiantische Händler (vgl. Gen 37. Kap), die ihn nach Ägypten brachten und dort als Sklaven an Putipher verkauften.

Jesus am Kreuz

Daniel wurde in Babylon in die Löwengrube geworfen, wo er 6 Tage lang ausharren mußte.

Alle diese Gestalten des AT haben "aus der Tiefe" zu Gott gerufen und gebetet wie Jonas im Bauch des Fisches betete: "Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer ... Ich rief aus meiner Not zu Jahwe ... aus dem Schoß der Scheol (= Unterwelt, Totenreich) schrie ich empor" (Jon 2,3 f).

Das "aus der Tiefe rufen" deutet die äußerste Not und Bedrängnis, aus der ein Mensch sich an Gott wendet, wenn er seelisch sozusagen am Ende ist.

Auch Jesus hat in der Ölbergsnot und am Kreuz "aus der Tiefe" zum Vater gerufen und gebetet. Die "sieben letzten Worte Jesu am Kreuz" sind abgesehen von dem Wort, an seine unter dem Kreuze ausharrende Mutter und den Lieblingsjünger - alles Gebetsfetzen aus den Psalmen.

Die Juden in den Gaskammern von Auschwitz, Treblika und Majdanek haben in ihren Todesängsten "aus der Tiefe" zu Gott, dem Gott ihrer Väter dem Gott Israels gerufen. Unter ihnen auch die selige Karmelitin Edit Stein, Schwester Theresia Benedicta a Sancta Cruce, die bewußt für ihr Volk zum Abtransport ging. " Gehen wir für unser Volk", so sagte sie zu ihrer leiblichen Schwester als man sie aus dem Kloster abholte.

Mit all diesen Großen des Alten Bundes und mit den Märthyrern des Neuen Bundes, angefangen mit den Christen die in Neros Gefängnissen bis zu den Lagern des Archipell Gulag und den Bambuskäfigen in Vietnam gelitten haben und mit denen, die auch heute noch in Gefängnissen moslemischer Staaten als Gefangene Christen (Eph 3,1) leiden müssen, rufen wir "aus der Tiefe" zu Gott. Noch bevor wir aus eigenen persönlichen Nöten, unsere Klage an Gott richten, rufen wir auch "aus der Tiefe" ob der Not, in die die Kirche unserer Tage nach dem erhofften Aufbruch auf dem zweiten vatikanischen Konzil geraten ist.

"Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir!" An wen denn sollte wir uns in solcher Not auch wenden als allein an IHN! Denn "verflucht ist, wer auf Menschen baut" (Jer 17,5)! Auf Menschen ist kein Verlaß (vgl. Ps 146,3f) "Bauet nicht auf die Großen, nicht auf den Menschen, bei dem keine Hilfe" ist. Diese bibliche Erfahrung haben wir schließlich in der nachkoziliaren Ära in der Kirche bitter lernen müssen. Der erhoffte konziliare Aufbruch führte in den Absturz, in eine Tiefe, die keiner für möglich gehalten hätte. Der Grund: viele in der Kirche haben auf den Menschen, seine Modernität, den menschlichen Wissenschaften vertraut, haben in ihrer Naivität die "Zeichen der Zeit" (Mt 16,4) mit dem "Geist der Zeit", der noch stets der "Geist dieser Welt" (1 Kor 2,12) gewesen ist, verwechselt.

Aus der Tiefe einer von Gott emanzipierten, d.h. von Gott abgefallenen Gesellschaft, deren Lebensweise bis in die Kirche eingedrungen ist, können wir nur zu dem rufen, "von dem allein Hilfe kommt" (Ps 121,2). Denn "ER ist uns Zuflucht und Kraft. Als Helfer in den Drangsalen hat ER sich mächtig erwiesen (Ps 46,2) in den früheren dunklen Zeiten der Kirchengeschichte.

"Höre, Herr, meine Stimme"

Wer aus der Tiefe seines Schachtes oder Loches ruft, hat keine Gewißheit, daß er gehört wird. Die Warscheinlichkeit, daß die Tiefe sein rufen verschluckt, ist groß. Wie viele Rufe nach menschlicher Hilfe sind schon ungehört verhallt, sei es, weil niemand sie vernahm, sei es weil diejenigen, die sie hören konnten, überhörten, sich taub stellten. Gottes Ohr dagegen "ist nicht taub" (Is 59,1). "Der das Ohr erschaffen hat, wie sollte ER nicht hören!? Ps 94,9).


VI. Schmerz:
Kreuzabnahme Jesu

(Joh 19,38-40)

Jesus liegt tot im Schoße seiner Mutter. Ihr Herz ist erfüllt von tiefer Trauer! Sie sinnt über all das nach, was geschehen ist. Wie sehr können wir sie trösten, wenn auch wir immer wieder das Leben Jesu von der Krippe bis zum Kreuz zum Gegenstand unserer Betrachtung machen.

Patron: Hl. Klara von Assisi, Hl. Maria Magdalena